Vor einiger Zeit verschickte Promodoro eine E-Mail mit genau dieser Frage – und sie hat sich bei mir festgesetzt. Denn sie trifft einen wunden Punkt in der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte: Die Reduktion komplexer Zusammenhänge auf eine einzige Zahl – den CO₂-Wert.
Klingt einfach. Ist es aber nicht. Und genau deshalb lohnt es sich, das Thema einmal genauer anzuschauen.
Warum CO₂ nicht die ganze Wahrheit erzählt
CO₂-Werte sind wichtig, keine Frage. Aber sie sind nur ein Teil der Umweltbilanz eines Produkts. Eine seriöse Lebenszyklusanalyse (LCA) betrachtet deutlich mehr:
Flächennutzung,
Wasserverbrauch
Toxizität von Chemikalien –
… all das fließt mit ein, wenn man ein Produkt wirklich ganzheitlich bewerten will.
Und selbst bei CO₂ gilt: Vergleiche machen nur Sinn, wenn auch die Bedingungen identisch sind. Datenquelle, Systemgrenzen, Annahmen – all das entscheidet darüber, wie aussagekräftig eine Zahl wirklich ist. Sonst vergleichen wir Äpfel mit Birnen – und merken es nicht einmal.
Die ISO 14025 macht übrigens klare Vorgaben, wie solche Vergleiche methodisch sauber durchgeführt werden müssen. Leider hält sich kaum jemand daran.
Langlebigkeit schlägt Minimalwert
Was in Diskussionen oft untergeht: Die Nutzungsdauer eines Produkts hat massiven Einfluss auf seine Umweltbilanz.
Ein Beispiel:
· Shirt A: hält 20 Waschgänge, verursacht 7 kg CO₂ → 0,34 kg CO₂ pro Nutzung
· Shirt B: hält 50 Waschgänge, verursacht 10 kg CO₂ → 0,20 kg CO₂ pro Nutzung
Fazit: Nicht der niedrigste Startwert gewinnt – sondern das, was bleibt.
Nachhaltigkeit braucht Kontext
Promodoro bringt es in seiner Mail auf den Punkt:
„Das nachhaltigste Produkt ist eines, das lange hält – und so gestaltet ist, dass es repariert, wiederverwendet und recycelt werden kann.“
Genau dieser Gedanke sollte unser Maßstab sein. Nicht die reine Zahl – sondern das große Ganze: Qualität, Lebensdauer, Wiederverwendbarkeit.
Denn echte Nachhaltigkeit beginnt nicht beim Rechnen. Sondern beim Verstehen.